Momo: das große Abenteuer

🕐 12. Juni 2016Irakli, Bulgarien ☀

Wir nahmen die Tram aus Sofia aus und liefen entlang der Autobahn bis hinter eine Ampel, an der eine Parkbucht eine gute Trampgelegenheit bot. Kaum hatten wir unsere Rucksäcke abgestellt, erspähten wir einen kleinen Fellhaufen am Rande der Straße. Ein kleines Kätzchen, welches fieß ausgesetzt wurde!

Es war so fertig, dass es sich nicht be-schwerte, als Till es hoch hob.

Schließlich fiel der Entschluss, dass das Kätzchen mit uns kommen sollte. Nach ein paar Schlucken Wasser sah es auch viel lebendiger aus. Wir tauften es auf den Namen Momo und wickelten es in eine Tasche ein.

Flugs bekamen wir einen Lift bis nach Karlovo, dass 120km weiter im Osten lag. Wir ruhten uns erstmal im Park aus und stoften das dürre Bäuchlein von Momo mit Brot und Käse. Unsere dürren Bäuche stopften wir gleich mit.
Nach dem Essen wurde Momo wach und begann mit mäßgem Erfolg umher zu krabbeln. Flugs gingen wir zum einzigen Hostel der kleinen Stadt, in dem natürlich keine Tiere erlaubt waren. Wir sprachen also mit dem Eigentümer, der meinte, das Maunzen Momos würde andere Gäste stören. Momo bekräftigte seine Argumentation durch andauerndes und lautes Maunzen! Irgendwann ließ er sich (ohne Gewalt) dazu bereitschlagen, uns eine Nacht dort schlafen zu lassen - Momo musste aber in ihrer Box bleiben.

Gesagt, getan. Nach einem Besuch im Su-permarkt hatten wir außerdem genug Fut-ter für Momo gekauft. Am nächsten Mor-gen verschaffte sich der Hostelier frech drei Mal Zutritt zu unserem Zimmer, um Momo zu überwachen. Er hatte ja keine Ahnung, dass Momo in jeden Winkel des Zimmers gekrabbelt war und von uns im Badezimmer abgeduscht worden ist.
Schleunigst verdufteten wir und wurden vom ersten (!) Auto mitgenommen, in dem zwei (!!) gutaussehende (!!!) junge Damen (!!!!) saßen.
Das verdankten wir wohl Momos gute Vibes!

Als wir in Kazanlak ankamen, mussten wir zuerst hinnehmen, dass das hochgelobte "Rosenfest" nichts weiter war als ein kleiner Rummel, bei dem die Mädels statt echten Rosen nichts als Plastik im Haar trugen. Zu allem Unglück gesellte sich der Fakt, dass Luciano erst einen Tag später ein-treffen sollte.
Wir wollten grade wieder gehen, als David einen Straßenmusiker ent-deckte und eine gute Weile mit ihm jammte. Der Musiker hieß Fumitake, war Japaner und frisch verlobt mit seiner Erwählten Nao durch Europa unterwegs.
Nachdem Fumitake und David ein paar Stücke miteinander gejammt hatten, lud Fumitake uns zum Kaffee ein. Anschließend zogen wir mit unserem Gepäck 6km durch die Wildnis, um an einem See namens Koprinka zu Campen, von dem wir durch einen netten Einheimischen erfahren hatten.

Der See war echt weit weg und es war scheiß heiß! Als wir nach einer Ewigkeit dort ankamen, wurde es gerade dunkel und fix bauten wir das Zelt zusammen. Gleich darauf gingen wir 30m weiter zu einer Gruppe gleichaltriger, die an einem dicken Lagerfeuer grillten. Wir grillten auch ein bisschen mit und tranken bis spät in die Nacht selbstgebrannten Rakija.
Till bekam nach einer entsprechenden Menge den Titel "untot" verliehen.

Am Tag darauf wurde erstmal in den See gesprungen, der nebenbei be-merkt riesengroß und sehr schön gelegen war. Wir waren an einem Hotel direkt am See vorbeigegangen, hatten einen langen Staudamm passiert und hatten uns anschließend in den Nadelwald geschlagen. Von unserem Punkt sahen wir die Berge auf der anderen Seite des Sees, die auf den Gipfeln schneebedeckt waren.


Road Songs #2: Swingin' for peace (Christoph Braun)

Nach zwei Tagen der Fütterung ohne groß zu scheißen hatte sich Momo einen dicken Wanst angefuttert, der einem Globus glich. Als wir zurück in die City gingen, um Fumitake und auch Luciano zu treffen, legte sie eine Vielzahl an Würsten in ihre Box. Von da an produzierte ihr Darm Hot Dogs am Fließband und wir brauchten innerhalb von zwei Tagen drei neue Boxen.
Schließlich bekam sie gemäß ihrer Fähigkeiten einen Namenszusatz "Momo McKack".
Naja, zumindest krabbelte sie nun viel schneller.

Leider verpassten wir Luciano wieder, da er bereits gegangen war - der Weg zur Stadt mit all unserem Gepäck hatte zuviel Zeit gekostet. Schließ-lich spielte David wieder eine Weile mit Fumi Musik (wobei jedoch Momo die meiste Aufmerksamkeit auf sich zog) und entschieden uns, den nächsten Tag am See zu verbringen.
Am Abend schleppten wir uns erneut mit viel Gepäck, Essen und 6,5 Liter Wasser zurück zum See...
Aber dafür lohnte sich der darauffolgende Tag: Angeln, Pilze suchen, schwimmen gehen und Essen.
Nur das Wetter wollte nicht so wie wir es wollten und so wurden wir zwei Mal eingeregnet. Momo, dem kleinen Scheißer, brachten wir auch das Schwimmen bei.

Als wir einen Tag später mittags loszogen, um noch kurz beim Handelshof ein biss-chen Fastfood zu Essen , folgte ein gewal-tiger Tramper-Fail!
Wir stellten uns um 15 Uhr an die Auto-bahn, an der vier von fünf Autos 50m vor unserer Stelle die Abfahrt nahmen... wir kamen so nach drei Stunden warten immerhin 10km weiter, dort standen wir dann bis zur Dämmerung, hatten aber keinen Erfolg.
Also schön neben der Autobahn im hohen, nassen Gras schlafen, igitt!
Tags darauf fuhr uns ein cooler älterer Amerikaner namens Mike jedoch bis zum Strand von Irakli, das ca 40km nördlich von Burgas am schwarzen Meer gelegen ist.

Wir fanden an diesem wilden Strand, einem der letzten seiner Art in Bulgarien, eine super gute Stelle zum campen, direkt am Strand hinter ein paar Bänken auf einer Erhöung. Offensichtlich campten dort häufiger Leute, denn der Platz war gut vorbereitet: Regale in die Bäume gehauen, Boden mit Sand und Stroh ausgelegt, eine gute Feuerstelle... und der Strand war voll mit trockenem Holz!
Mit ein paar Russendeutschen kippten wir uns am Strand erstmal einige Bierchen hinter die Birne und torkelten dann ins Meer. Die Temperatur war angenehm, die Wellen schmeidig und der Strand fast immer leer. 500m weiter gab es ein Dinner-Cafe mit Toiletten, perfektes Shit-Pit!
Wir machten uns entweder Lembas-ähnliche Pfannkuchen-Fladen über dem Feuer oder Nudeln mit Gemüsesoße.
Momo wurde immer agiler und schaffte es irgendwann, alleine aus ihrer Box zu klettern - vermutlich, weil sie immer noch reinschiss!


Momo lernt klettern

Jedenfalls trafen wir uns nach zwei Näch-ten eine Gruppe netter Leute, die für ein Wochenende über an den Strand zum Cam-ping gekommen waren. Dort schnorrten wir reichlich Alkohol und Essen und ver-sorgten sie im Ausgleich mit etwas Lager-feuermusik. Sogar deren English war besser als unseres!

Die Tage durch fragten wir immer wieder Leute, ob sie wohl Momo nehmen wollten, die meisten belächelten uns aber nur und rieten uns, sie am Cafe auszusetzen, da sie wohl die Bediensteten ihrer annehmen würden. Welch absurder Vorschlag!


Momo entdeckt Honig

Das konnten wir Momo nicht antun. Aber über die Grenze nehmen leider auch nicht.
Schließlich fand sich in der Gruppe, zu der wir uns jeden Abend gesellten, ein Mäd-chen namens Irene aus Sofia, die Momo ein Heim bot.


Wir hatten es endlich geschafft!
Momo war gerettet!
Nach unserer vierten Nacht dort verließ uns unser kleiner Scheißer. Aber er wird für immer unvergessen bleiben!

Am Abend vor unserer Abreise und dem letzten Tag mit Momo setzten wir uns wie gewohnt zu der inzwischen geschrumpften Gruppe, wurden aber von einem heftigen Unwetter überrascht. Der Wind rüttelte an unserem kleinen Pavillion und die Blitze gingen ins verregnete Meer... brrr!
Irgendwann zog der Platzregen weiter und wir genossen unsere letzte Nacht. Am Tag darauf schien wie gewohnt die Sonne und wir machten uns auf, um unser nächstes Ziel Istanbul zu erreichen.
Wie wir uns dabei mal wieder angestellt haben, lest ihr in unserem nächsten Artikel...


Momo entdeckt die Welt