Persien

🕐 18. Juli 2016Tabriz, Iran ☀

Das alte Persien! Eines der ersten Reiche der Menschen erstreckte sich im westlich-en Gebiet des heutigen Iran. Nach dem Sturz des Schahs und dem Krieg zwischen dem Iran und Irak hat sich das Land kulturell und regierungstechnisch stark verändert.
Ganz genau wie in diversen Internetforen beschrieben, erwiesen sich die Iraner jedoch als das vermutlich gastfreundlichste Land der Welt.
Nachdem wir nun also an der Strasse standen, in der prallen Hitze bei 36 Grad Celsius und auf die umliegenden Berge starrten, auf denen ebenso wenig Grün zu sehen war wie in der uns umgebenden Ödnis, genau da hielt ein Auto mit zwei Iranern. Das erste Gespräch verlief weitaus unkom-plizierter als erwartet; da im Iran spezielle Benimmregeln gelten, muss man, bevor man in ein Auto steigt, sichergehen dass der Fahrer kein Geld von einem will. Da es den Leuten laut Tradition sogar erlaubt ist, dsbzgl. zu lügen (Tarof), muss man häufiger nachfragen, doch iranisch ist ziemlich schwierig. Die beiden bedeueten uns aber sehr schnell, dass wir umsonst mit Ihnen fahren konnten und wir machten nach ca 3 min Wartezeit unsere ersten Kilometer im Iran.
Dort muss man übrigens auch mit der Hand schütteln, und soll nicht mit dem Daumenstrecken, wenn man einen Autostopp signalisieren will. Nach 40km stiegen wir aus. Der Weg verlief die ganze Zeit über an der Grenze zu Aserbaidschan. Die Grenze selbst war ein Fluss. Es gab während der ganzen Strecke keinen einzigen Baum und wir sahen auch fast kein Gras. Puh!
Jedenfalls warteten wir abermals kaum 5 Minuten, da hielt ein freundlicher Iraner in einem ziemlich schepprigen Wagen. Auf dem Weg Richtung Jolfa lud er uns erst zum Essen heim, und dann zu sich nach Hause. Wie sich heraus stellte, war er Architekt und lehrte zudem an der Universität in Tabriz. Im Moment war er an einem Bau von Hochhäusern mit Tiefgarage und Park in Jolfa beschäftigt, wo wir auch zur Beaufsichtigung der Arbeiten hinfuhren.

Er fuhr uns in ein Restaurant mit typisch aserbaischen Schaschlik Spiessen und anschliessend zu sich ins Apartment (er besaß noch 2 andere Apartments) wo er als erstes eine richtig große Klimaanlage anwarf. Da er ein bisschen Englisch reden konnte, konnten wir uns etwas unter-halten. Er verstand, wie erwartet, egal wie sehr wie uns bemühten, nicht, was Trampen ist und wieso jemand so etwas freiwillig macht. Dann brühte er uns richtig guten Tee aus irgendwelchen Blättern auf, der auf seinem Teppich serviert wurde. Als wir ihm anboten, zum Dank ein Abendessen zu kochen, zeigte er sich entsetzt; natürlich würde er das Abendessen bereiten. Achselzuckend willigten wir ein.
Nachdem wir einen kurzen Besuch bei seiner Baustelle gemacht hatten, luden wir zwei Bauarbeiter ins Auto und fuhren aus der Stadt zum Stephanus Kloster, welches auch ein UNESCO Weltkulturerbe ist.
Leider war es bereits geschlossen dich auch aussen rum gab es Burganlagen und wir kletterten auf einen nahegelegenen Hügel, um gute Fotos zu schiessen. Über ein Gerüst an der Mauer, konnte sich Till doch auf die Klostermauer hangeln.
Schliesslich hatten wir genug gesehen und fuhren wieder nach Jolfa, wo wir das bisher beste Brot unserer Reise, frischgebackene Sesamfladen, kauften und zudem noch Tiefkühlschaschlik.
Zuhause angekommen, man hatte aus dem siebten und höchsten Stock übrigens eine super Aussicht, machte sich unser Gastgeber und die armen Bauarbeiter mussten weiterhin schaffen und den Teppich decken. Es gab gebratene Pilze und Schaschlik, zudem konnten wir uns Tomate und Paprika nehmen. Alles zusammen wurde in den Fladen gegeben und eingerollt, sodass man am Ende eine Art Sandwich hatte. Und es war sehr gut!
Nachts schliefen wir sehr bequem auf seinem Teppich und bekamen extra Decken zum unterlegen von Beschahd.

Am Morgen darauf gönnten wir uns eine nette Dusche und unser Gastgeber fuhr die Bau-arbeiter zu Bauarbeiten an die Baustelle. Währenddessen erfuhren wir, dass das türkische Militär offenbar einen Putsch gewagt, dabei aber komplett ver-sagt hatte. Wie dem auch sei, zum Früh-stück gab es leckeres Omelett mit Minze und die restlichen Fladen vom Vortag.
Nachdem wir wieder mit diversen Verwandten von Beshahd telefoniert hatten, bot er uns an, uns nach Tabriz zu fahren, welches unser folgendes Ziel war. Wann er fahren würde? Gegen nachmittag! Danke, wir versuchen es dann auf eigene Faust. Ob wir mit ihm fahren würden? Nein nein, wir versuchen jetzt gleich weiterzukommen. Das freue ihn aber, dass wir mit ihm fahren wollen. Also gut, dann fuhren wir halt mit ihm...xD
Die Hitze war zum Mittag stark angestiegen und alle Frauen mussten mit Nihab rumlaufen. Auch kurze Hosen sind ein NoGo im Iran. Bevor wir nach Tabriz aufbrachen, fuhren wir abermals kurz zur Baustelle und verab-schiedeten uns von den Bauarbeiterkollegen. Auf dem Weg gingen wir noch in eine Zementfabrik und verhandelten bei leckerer Schokolade über Zement für Beschahds Baustelle. Tabriz lag etwa 150 km im Süden und hat etwa 3 Millionen Einwohner. Erstmal fuhren wir jedoch in sein Büro und liessen uns Schokolade und Tee und Kaffee ausgeben. Jeder hatte seit dem Vortag etwa 15 Tassen Tee getrunken aber er war echt lecker. Schliesslich verabschiedeten wir uns von Beschahd und seinen Angestellten und liefen ein Weilchen durch die Stadt. Unterwegs wurden wir natürlich auch 1000x angeredet.
Wir hatten vor, uns zum Viertel El Gölu durchzuschlagen und dort zu campieren. Im Iran gibt es in allen Städten grosse Parks und wenn es nicht ausdrücklich gekennzeichnet ist, darf man ihn Ihnen zelten. Die meisten sind sogar extra dafür ausgebaut und mit Sanitäranlagen ausgerüstet.

Nachdem wir vielleicht eine Stunde gelaufen waren, redete uns ein cool aussehender Boy mit Käppi und Sonnen-brille an.
"Hey pssst ihr da...ja genau ihr. Woher kommt ihr denn?" Joa und so hatten wir Erzhan gefunden, der uns erstmal zu seinen Kumpels in das nächste Teehaus einlud.
Danach machten wir uns auf zu El Gölu, zu dem er uns den Weg zeigte. Unterwegs holte er noch seine Gitarre aus seinem Apartment ab und wir zogen weiter. Irgendwie kannte er echt viele Leute und als wir im Park ankamen waren wir schon zu sechst.
Jedenfalls, der Park war echt gross und begann mit einem grossen Teich mit Insel. Dahinter erstreckte sich ein grosser Hügel, der gut mit Bäumen und Gras bepflanzt war. Natürlich musste alles jeden Tag gegossen werden da es sonst vertrocknen würde. Wir überquerten den Berg und liessen uns auf der anderen Seite in einem von vielen Pavillionen nieder, die im Park standen. Eine sehr chillige Angelegenheit. Bis zum Abend wurde sich unterhalten, Musik gespielt und gehört und die Kidz kamen und gingen da dass wohl ihr Treffpunkt zum chillen war.
Zwischenzeitlich waren wir mehr als 10 Leute. Abends holten wir uns leckeres iranisches Fastfood, welches aus zerman-tschten Kartoffeln und Eiern bestand, die gut gewürzt in einen Fladen eingerollt wurden.
Schliesslich liess Erzahn sich von seinem Bruder ein Zelt bringen und im Pavillon aufbauen damit er auch im Park pennen konnte.
Wir hatten unser Zelt nebenan unter Schwierigkeiten aufgebaut, da der Boden echt hart war.

Am folgenden Tag chillten wir hart. Wir taten den ganzen Tag über nichts anderes, als zu reden, Essen und Gitarre zu spielen. Und das alles im Park.
Es gab auch einen guten Falafel Laden in der Nähe. Und natürlich kamen wieder einen Haufen Kumpels.
Abends waren wir sehr erschöpft vom Nichtstun und beschlossen, am folgenden Tag zu verschwinden. Gesagt, getan. Wir verabschiedeten uns am Abend von 734 neuen Freunden und packten am Folgetag unseren Krempel zusammen. Als wir aus dem Park über die Strasse gingen, wurden uns währenddessen von einer Autofahrerin zwei Sandwiches in die Hand gedrückt. Nice, Wegzehrung! Wir holten uns für das Frühstück jedoch wieder Wraps. Leider bescheissen einem alle Händler dort wenn man keinen Einheimischen zur Hand hat. Obwohl wir den wahren Preis kannten mussten wir mehr zahlen :|
Naja, nachdem wir uns gestärkt hatten gingen wir in Richtung Autobahn, die nach Teheran führte. Unser persönlicher Rekord folgte nun. In 25 Min-uten hielten 15 Autos an. Leider verstand kein Mensch dass wir mitfahren wollten. Jeder wollte uns nur zum nächsten Taxi oder Busbahnhof bringen. Irgendwann hielt ein Fahrer der auch schon ne Weile im Ausland gelebt hatte. Ein cooler und eher ungewöhnlicher Typ für den Iran mit Tatoos und Ohrringen. Er fuhr uns bis hinter die nächste Zollstation, die es dort häufiger gibt. Dort wollten wir eigentlich ganz normal weitertrampen, jedoch kam nach ein paar Sekunden ein Polizist und fragte in Englisch was wir machen und woher wir kommen. Er schien das Prinzip zu verstehen und war sehr freundlich. Setzt euch in den Schatten, ich mache das! Und so setzten wir uns in den Schatten und beobachteten, wie er dabei failte, für uns zu trampen.
Er hielt mach den Teheraner Kennzeichen Ausschau und sprach die Fahrer dann an. Nach ein paar Sekunden gestikulierte er wild fuchtelnd und zeigte auf uns. Nach etwa 20min kamen andere Angestellte der Zollstation und unterhielten sich mit uns. Nun folgte unser grösster Fail. Während wir nämlich abgelehnt waren, sahen wir nicht, was der Polizist tat. Und offensichtlich stoppte er einen richtig luxuriösen Reisebus. Und wir bemerkten es erst, als er auf uns zurannte und uns zu Wissen gab, dass wir mit dem Bus fahren konnten. Nein! Jetzt hatte er einen Bus für uns bezahlt. :( Natürlich stritt er ab, was bezahlt zu haben aber welcher Bus nimmt schon Landstreicher mit? Jedenfalls machten wir es uns in diesem richtig gemütlichen Bus richtig gemütlich und fuhren die 600km bis nach Teheran an einem Tag.
Eigentlich hatten wir durch die vielen Te-lefonate mit Beschahds Verwandten noch 2 Einladungen auf dem Weg rausgehauen aber dafür war es wohl zu spät. Ein Tag im Iran bedeutet halt 3 Wochen Programm :D.