Irans Saunawelten
🕐 8. August 2016 | Busher, Iran ☀ |
Couchsurfing in Esfahan
Am Tag darauf besichtigte Milad mit uns die Stadt. Nach einem leckeren Frühstück mit Eiern, Brot und Käse
besuchten wir Milads heimliche Freundin Sofia bei Ihrer Arbeit - im Iran dürfen Pärchen nämlich nicht zusammen sein,
ohne zuvor zu hei-raten. Aber dafür muss der Mann ein Haus und ein Auto besitzen, doch Milad war ein romantischer
Träumer und eine arme Wurst zugleich.
Sofia lehrte in einem privaten Institut Englisch für eine kleine Klasse. Als wir dort ankamen musste
Till Deutschunter-richt geben, während David an seiner Gitarre nestelte um anschliessend ein paar Stücke auf
seiner Gitarre zu klimpern.
Im Anschluss gingen wir an einen ausge-trockneten Fluss, der scheinbar in den Irak
umgeleitet, d.h. das Wasser verkauft, wor-den war. Dort fanden wir zwei sehr schöne Brücken vor, beide sehr mit
prachtvollen Steinbauten verziert.
Als wir wieder in die Stadt gingen, kamen wir an einen grossen Platz,
an dessen Ende eine gewaltige Moschee erbaut war. Der Platz war von allen vier Seiten umgeben von Häusern,
die dadurch ein grosses Quadrat bil-deten, in dessen Mitte ein kleiner Park ohne Bäume angelegt worden war.
Ein paar Kutscher warteten auf Kunden. Im Schatten der Häuser hatten viele Geschäfte ihren Sitz und wir
schlenderten hindurch.
Milad forderte uns auf, in ein Haus zu gehen, um zu speisen. Nein Danke wir sind
satt, entgegneten wir. Da sich das Spiel noch eine Weile hinzog, sagten wir irgendwann zu und genossen ein
schweres DZ (sprich dizi). Als wir schliesslich gehen wollten, meinte Milad, dass wir noch zahlen müssten.
Aber waren wir nicht eigentlich seine Gäste? Nun gut, dann zahlten wir eben. Konnte ja nicht die Welt
kosten.
Aber von wegen: 1.500.000 Rial wollten diese Wucherer von uns und kein Beschweren half.
Mit schlechter Laune verließen wir das "Restaurant", das wir im Übrigen nicht weiterempfehlen und
verpassten Milad der Pfeife erstmal eine ordentliche verbale Abreibung. Kurz vor den Tränen stehend,
seine Unschuld beteuernd, beließen wir es dabei. Aber 40€ für ein Mittagessen, Mann oh Mann!
Wir
gingen noch einen Tee in Milads altem Arbeitsplatz, einem Cafe trin-ken und chillten ein bisschen im Park,
als es dunkel wurde liefen wir schließlich zurück.
So kamen wir wieder im Haus seiner Eltern an, wo seine Schwestern bereits auf uns warteten.
Till hatte noch nicht einmal seine Sachen abgelegt, da wurde er schon mit Schmeicheleien überschüttet.
Was für ein schönes Kerlchen er doch sei, und sooo süß!
Nachdem Till zu Beginn hocherfreut über
diese Liebesbekundungen war, bekam er nach weiteren zehn Minuten ein mulmiges Gefühl. Schnell ver-suchte
er sich aus der Zwickmühle zu retten und meinte, David sei doch auch schön. Ganz nett war die Antwort
der Damen und fuhren fort, Tills Figur zu loben.
Irgendwann verzogen wir uns in Milads Keller,
der in früheren Zeiten DJ gewesen ist und die Party begann. Wir tanzten mit den Mädels die halbe
Nacht durch. Als wir uns irgendwann zur Ruhe begaben war Till sehr er-leichtert, in dieser Nacht
keine weiteren Verpflichtungen eingehen zu müssen - Gott sei Dank!
Am Tag darauf schliefen wir ziemlich lang und frühstückten dann erstmal nen Käse mit dem Brot.
Taugenichts Milad hatte uns mit seinen lausigen DJ Hits leider lange wachgehalten und wir waren immer
noch müde. Da er wegen der Sache mit dem DZ noch immer ein schlechtes Gewissen hat-te, mussten wir
bis zum Mittagessen bleiben, das die beiden geilen Tanten zubereiteten. Ziemlich betüttelt liessen
wir uns gewaltige Reisberge mit schmackhafter Sosse vorsetzen. Till schaffte nicht einmal alles.
Nach dem Essen wurden wir volle Tüte zugelabert und versuchten Milads Vater begreiflich zu machen,
dass Hitler gar kein guter Mensch war, doch leider vergebens. Irgendwann mussten sich die beiden Ollen
zur Arbeit trollen. Freie Bahn um die Kurve zu kratzen. Schliesslich hatten wir vor, bis nach Shiraz
zu trampen und es war schon gegen 4.
Als wir mit dem Bus aus der Stadt rausgefahren waren,
war es schon 5.
Nach einer Viertelstunde hielt ein Mann an die 50, und nahm uns mit. Beruflich exportierte er
Bananen von Thai-land in den Iran. Wie wir feststellen mus-ste, war er aber vielmehr Bananen Expor-teur,
denn er schwafelte uns die ganze Zeit mit Geschichten über Sex zu. Germany No.1. Thailand Fucking No.1.
Iran...No.1.
Nach einer schier endlosen Stunde liess er uns an einer Autobahn raus. Shiraz No.1.
sagte er zu uns, als wir ausstiegen.
Ab nach Persepolis
Wir fanden uns vor einer Stadt an der Umgehungsstraße vor und irgendwie wollte uns keiner mitnehmen.
Wir warteten eine ganze dreiviertel Stunde bis wir weiter kamen. Mittlerweile wurde es spät gewor-den
und eine Familie nahm uns noch bis nach Abudeh mit.
Till entschied, dass wir mal nachts trampen
sollten und eine Minute später saßen wir im nächsten Auto... doch was war das, der Fahrer fuhr
im Kreis und wir kamen bei derselben Stelle wieder an, wo wir eingestiegen waren. Da der Fahrer
mittlerweile pul nadaram verstanden hatte, versuchte er vergeblich, uns einen Schlafplatz in der
Kaserne zu organisieren. Da er trotzdem helfen wollte fuhren wir nun doch zur Autobahn.
Nach
einer halben Stunde erreichten wir eine Art Raststraße. Dort schlab-belten wir erstmal eine 5000 Rial
Eiscreme (ca. 15 Cent) und fanden nach einiger Überzeugungsarbeit einen LKW Fahrer mit dem wir weiter
durch die Nacht schlichen. Dieser trank nun kurz vor Feierabend eine übelriechende hochprozentige
Flüssigkeit am Steuer und tanzte zu lauter persischer Musik.
Aufgrund der vielen Polizeicheckpoints waren wir froh, den Laster wieder zu ver-lassen und
kurze Zeit später fanden wir unseren letzten Lift, der uns in der Stadt bei Persepolis absetzte.
Müde und er-schöpft bauten wir schnell im Park unser Zelt auf und schlummerten in Vorfreude auf das
sagenumwobene Persepolis ein.
Am Tag darauf schliefen wir vergleichs-weise lange bis ca. 10 Uhr. Als wir das Zelt abbauten,
wurden wir von einer Horde halbwüchsiger Halbstarker hart getrollt. Durch unsere Fähigkeit "komplettes Ignor-
ieren" wurden wir sie wieder los.
Während wir nicht sicher waren, wie gut wir nach Persepolis kommen
konnten, wurde uns diese Unsicherheit ab-genommen. Kaum wollten wir an der Strasse 50m vom Park nach einer
geeigneten Stelle suchen, schon hielt ein Auto an und gabelte uns auf. Ein Mann mittleren Alters fuhr uns
direkt bis nach Persepolis, auch wenn er da garnicht hin musste.
Dort angekommen, war es schweineheiß und wir konnten unser Gepäck problemlos am Eingang deponieren.
Da Persepolis weltbekannt ist - es wurde vor 3000 Jahren von Cyrus, dem Großen erbaut - mussten wir ein paar
Euros Eintritt abdrücken. In einer Hitze, die einer Sauna glich, marschierten wir durch die Ruinen.
Und
Persepolis war gar nicht so groß und beeindruckend, wie wir erwartet hatten. Nach 2 Stunden hatten wir genug
und machten uns wieder auf den Rückweg.
Hallo FreundInnen #6: Persepolis
Kaum waren wir ausserhalb des Eingangs, sprachen wir ein Pärchen an, welches gerade losfahren
wollte. Trotz ihres vollen Autos nahmen uns die beiden die restlichen Kilometer bis nach Shiraz mit,
welches für Till ein spezielles Ziel darstellte...
Dort angekommen, konnten wir unseren Fahrer überreden,
uns zu einem Park zu fahren, in dem man pennen konnte. Und der Park, am Rande der Stadt gelegen, war sehr
schön. Er grenzte an einen großen Berg, von dem ein Wasserfall in den Park mündete. Ausgehungert stellten
wir unser Gepäck ab um uns zu orientieren, da wurden wir schon angesprochen...
Parksurfing in Shiraz
Ein Mann mit zwei kleinen Söhnen fragte uns neugierig, woher wir denn kamen und ob wir Hilfe bräuchten.
Aleman! sagten wir. Aleman? Germany? Ok!
Jedenfalls machten wir im begrifflich, dass wir uns was zu Essen
kaufen wollten. Und er fuhr mit uns in die Stadt und klapperte Bäcker und Supermärkte und Gemüsehändler mit
uns ab, bis wir alles beisammen hatten. Man merke sich: gehe nie einkaufen, wenn du hungrig bist. Wir hatten
uns mit Bergen an Essen eingedeckt und uns gemütlich in den Park gesetzt um ein prachtvolles Mahl zu verköstigen,
da kommt auf einmal der Mann und stellt uns einen grossen Berg Reis mit Currysosse vor die Nase.
Nomnomnom, lecker!
Als wir ihm den Teller zurück gaben, mussten wir noch mit seiner Familie Tee trinken. Als wir
endlich damit fertig waren - und nebenbei gut gefüllt - wurden wir von einem Parkbediensteten vertrieben,
der das Stück bewässern musste. Also setz-ten wir uns woanders in den Schatten. Kaum hatten wir ein Brot mit
Tahin und Honig geschmiert und rein-gebissen... da kam ein Mann und stellte uns einen Teller Reis mit gebratenen
Gemüse und ein paar Gabeln hin. So schaufelten wir abermals Reis in uns hinein und waren wirklich kurz vorm
platzen. Im Schatten einer Palme unterhielten wir uns mit der Familie des Mannes uns tranken Tee. Irgendwann
gingen sie dann und wir konnten es uns richtig gemütlich machen.
Langsam wurde es dunkel und wir hatten
den Eindruck, dass der Park etwas voller wurde. Wie sich herausstellte, kamen am Abend, sobald die Sonne
verschwunden war, viele Menschen in den Park, um ihr Abendessen zu schnabulieren. Da am nächsten Tag
Feiertag war, blieben sogar viele über Nacht.
Um Mitternacht war der Park voller als ein Badestrand in Teneriffa im Juli. Kein Qua-dratzentimeter
war mehr ungenutzt! Aus unserem gemütlichen Gammelpark war eine enge Heringbüchse geworden!
Gegen Mitternacht entschied Till sich, da man ja eh noch nicht schlafen konnte, noch eine Runde
durch den Park zu gehen. Dabei fand er einen Weg, der sich bis auf den Berg hochschlängelte und
auf der anderen Seite des Parks wieder herunter. Oben angekommen hatte man einen fantas-tischen
Blick auf das nächtliche Shiraz - ein Lichtermeer!
Irgendwann gegen halbzwei schnappten wir uns unseren Kram und verzogen uns in den hinteren Teil
des Parks. Dort konnte man sein Zelt aufschlagen. Einige andere hatten das auch getan und so betteten wir
uns unter dem Wüstenmond zur Ruhe.
Am nächsten Tag standen wir auf und wurden als erstes wieder von
den Bewässerungstypen vertrieben. Es muss einfach unglaublich viel Wasser zur Erhaltung dieser Parks
eingesetzt werden. Zu unserer Überraschung war der Park fast komplett leer. Da an diesem Tag alle
Geschäfte geschlossen waren, entschieden wir uns, den Tag im Park zu verbringen und nichts weiter
zu tun.
Morgens gingen wir in das wunderbar riechende Klo und gönnten uns eine Dusche an einem
Waschbecken. Unser Zeug hatten wir bereits an einer anderen, schattigen Stelle abgestellt. Da man
auch Stromdosen an einem Häuschen im Park nutzen durfte, luden wir dort unsere Handys. Allerdings wurden
wir dort regelrecht von neugierigen Iranern belagert. Daher schlichen wir bald wieder zurück zu unserem
Platz.
Kaum angekommen, bat uns ein sehr ranzig aussehender, älterer Iraner, auf seine schmutzige
weiße Tasche aufzupassen, da er kurz beten gehen musste. Was beginnt, wie der Anfang jeden schlechten
Drogenfilms, entpuppte sich stattdessen als Beginn eines lustigen Tages. Denn Mohammad, so hieß der
Mann, kam schnell wieder und verspeiste seine Kartoffeln und Brote mit uns. Leider sind Iraner sehr
besitzergreifend; haben sie einmal einen Gast gefunden, gehört er Ihnen. Und so ignorierte er gekonnt
alle Essenseinladungen und andere Freundlichkeiten von anderen Iranern, die an uns gerichtet waren.
So litten wir schweren Hunger, da aus der stündlichen Einladung nichts mehr wurde. Dennoch tranken wir
Tee mit einer anderen Familie und spielten mit ihren kleinen Töchtern Ball. David musste auch mit
ihnen spazieren gehen und wurde hart genervt. Am Abend gingen Mohammad und Till den Bergweg noch mal,
weil er so geil war. Im Hellen konnte man dieses Mal auch die Berge erkennen, welche die Stadt umgaben.
David ging danach auch mal den Weg und machte ein schönes Musikvideo.
Road Songs #5: What will be (Shiraz, Iran)
Till blieb beim Gepäck, denn einer musste das tun. Abends lud uns Mohammad noch zu einem Eis
ein. Wir hatten ihm auch ein paar deutsche Vokabeln beigebracht: Uffuff, nom-nom-nom, Schleck und Stöhn
be-reiteten ihn ideal auf den Besuch in einer deutschen Kneipe vor.
Irgendwann am späten Abend suchten
wir wieder die Schlafstelle vom Vortag auf.
Zu Gast bei Tills Teppichhändler
Der nächste Tag kam und wir wollten in die Stadt rein. Nachdem wir unsere Han-dys geladen hatten,
stellten wir uns an die Straße. Erst das dritte Auto hielt. Was für eine Enttäuschung!!
Wir wurden am
Rande der Stadt herausgelassen, doch um zum Vakil Basar zu kommen, der unser Ziel war, musste man nur noch
eine lange Strasse runtergehen. Auf dem Weg futterten wir einen Falafel und besichtigten das Grabmal
irgendeines Heiligen aus grauer Vorzeit. Dort war auch eiskaltes Wasser und im Grab-mal waren alle Wände
verspiegelt. Ein sehr schöner Platz! Anschließend machten wir uns auf den Weg bis zum Vakil Basar und
fragten uns zu einem Teppichhändler, welcher dort ansässig war, durch.
Denn dieser Teppichhändler konnte deut-sch reden und Till hatte in Teheran von ihm erfahren.
Zudem sollte er seine Kunden nicht übers Ohr hauen und Till wollte für die Hochzeit seiner Cousine einen
Teppich kaufen. Nach einer Weile Besichtigung entschied sich Till, sogar zwei Teppiche zu kaufen: einen
für die Hochzeit, einen für sich. Nach einigen Minuten der Verhandlung war man sich über den Preis einig.
Aber oweh! Die Teppiche nahmen im Gepäck unglaublich viel Platz weg. So zog Till los, um noch einen
sehr billigen und schäbigen Rucksack zu finden, der als Handgepäck durchgeht. Der Teppichhändler bot uns
an, die Stadt zu besichtigen und unser Gepäck bei ihm zu lassen. Ausserdem sagte er uns zu, die Nacht in
seinem Haus verbringen zu dürfen, damit wir erst am nächsten Tag weitertrampen mussten. Er selbst hatte
10 Jahre in Hamburg gelebt und Teppiche verkauft.
So zogen wir los und besichtigten ausgiebig
den grossen Basar Vakil. Am Ende angekommen zogen wir durch ein paar sehr schäbige Gassen, bis wir
schliesslich vor einer gewaltigen Anlage standen, die das Grab von Imam Reza's Bruder Ali war.
Am Eingang wurde jeder gefilzt und als ausländische Besucher bekamen wir sogar einen extra Führer
abgestellt.
"International Affairs" stand auf der grünen Schärpe des ganz in Schwarz gekleideten Mannes,
der uns durch die Anlage führte. Im Grab von Ali waren um den Sarkophag Berge von Geldscheinen. Selbst für
iranische Verhältnisse lag ein ganzer Haufen Kohle da rum :D. In einer Gebetshalle weiter hinten passten bis
zu 10.000 Gläubige rein. Der quadratische Platz inmitten der Anlage hatte hunderte Meter Durchmesser und
war schön anzusehen.
Schließlich hatten wir genug und für die restlichen Gebäude hätten wir Eintritt
bezahlen müssen, also kratzten wir die Kurve und schlabbelten am nächsten Supermarkt erstmal ein Eis.
Wir mussten eine ganze Weile laufen, um einen Park zu finden, aber dort konnten wir uns schliesslich
entspannen. Leider wurden wir von einigen verrückten Iranern ange-sprochen und waren nach einer Weile
so genervt, dass wir abzogen. Es war sowieso Zeit zu gehen. Um 8 waren wir wieder beim Teppichboy und
warteten, dass er den Laden dichtmachte und uns zu seinem Haus fuhr.
Draussen war es schon dunkel geworden und auf dem Weg nach Hause machten wir an einem leckeren Strassenrestaurant Halt. Natürlich wurden wir eingeladen und futterten ganz ordentlich. Bei ihm zuhause wurden wir von seiner uralten Mutter und leckerem Schwarztee begrüßt. Die halbe Nacht schlugen wir uns mit ihm um die Ohren, während wir über Politik und das Regime diskutierten. Sein Fernseher empfing sogar deutsche Programme und so konnte David begeistert eine Folge vom "Bergdoktor" schauen.
Ein Ausflug in die Dampfsauna
Um halb 3 legten wir uns ins bequeme Bett, frischgeduscht und pudelwohl.
Leider mussten wir um halb neun
wieder raus und der Teppichhändler machte uns Frühstück. Nomnom! Dann ging es zu seinem Laden.
Wir hatten uns
zwischenzeitlich entschieden, als nächstes zum persischen Golf herunter zu trampen. Wir deponierten also fast alles
bis auf das Nötigste bei ihm im Laden und machten uns auf. Mit nur einem leichten Rucksack war das Trampen ein
Traum!
In der Stadt wurden wir von einem alten Mann mitgenommen. Als er hörte, dass wir nach Bandar Busher
gehen wollten, wollte er uns nicht rauslassen, sondern stattdessen an irgendeinen anderen Ort fahren. Protestieren
half wie immer nichts, und so gaben wir auf. Nach nur 30 weiteren Sekunden der Fahrt passierte es dann: unser Fahrer
war begierig darauf, uns zu irgendeinem Ort zu bringen und machte einen dicken U-Turn auf der Strasse, ohne sich
umzuschauen und zack! fuhr ein Taxi volles Rohr in uns hinein.
Da er noch abbremsen konnte, hielt sich der Schaden in Grenzen, wir mussten aber leider auf die Polizei
warten und darauf, dass diese die Aussage aufnahm. Schließ-lich fuhr uns der gute Mann an die Autobahn und
entschuldigte sich vielmals für den Zwischenfall. Wir waren grade ausgestiegen , da hielten schon zwei Jungs
in unserem Alter und nahmen uns 120km in den Süden mit.
Als wir dort ausstiegen trauten wir unseren Sinnen
nicht. Über 40 Grad und die Hitze drückte uns nieder, wie 2 Zentner Kartoffelsalat am Morgen. Ein paar komische
Spinner nahmen uns noch in Stückchen mit und liessen uns 50 km vor Busher wieder raus.
Dort fanden wir einen
netten jungen Mann, der nichtmal so alt wie David war. Er fuhr uns bis in die Stadt und zeigte uns herum. Als wir
ausstiegen, da er uns zum Eis eingeladen hatte, merkten wir zum ersten Mal warum jeder sagte, dass es unerträglich
ist, im Süden. Da es schon Abend war, war es nicht mehr sehr heiss, vielleicht um die 38 Grad.
Doch die Luftfeuchtigkeit betrug geschät-zte 97,4%. Sobald man ausstieg, bildeten sich überall auf dem Körper
Schweissbäche und Seen bzw das Wasser setzte sich auf dem Körper ab und man war verdammt dazu, nass und tropfend
herum zu laufen. Es half auch nichts, sich mit dem Handtuch zu trocknen. Man blieb einfach nass. Es war, als wollte
man Kondenswasser von einer eisgekühlten Flasche im Sommer abtrocknen. Nach ein paar Sekunden war es wieder da!
Schließlich kaufte uns unser Lift eine Wassermelone und wir fuhren weg von Busher, zu einem Strand. Dort
ange-kommen, war es schon dunkel und wir beeilten uns, ins Wasser zu springen. Und wie wir sprangen - denn mit
einer Ab-kühlung war es nichts! Das Wasser hatte etwa 34-36 Grad und war so salzig, dass es in den Augen brannte
wie Chillipulver. Ausserdem hatten wir vergessen, dass ein paar Kilometer weiter ein Atomkraftwerk am Meer
stand aber yolo!
Zumindest badeten auch andere Menschen da. Wir wurden auch im Wasser zu einem Mittagessen
am nachfolgenden Tag eingeladen! Jedenfalls gingen wir wieder aus dem Wasser raus und schlabbelten Wassermelone!
Welch Erfrischung!
Als letztes mussten wir unseren Fahrer nur noch überzeugen, dass er uns kein Hotel bezahlen
sollte. Und das war ein hartes Stück Arbeit! Schließ-lich setzte er uns am Strandpark in der Stadt ab.
Zum
Abendessen gab es einen schlechten Falafel und wir legten uns über Nacht an den Rand eines Gebäudes. Es war so
unerträglich heiss und schwül, dass wir es kaum aushielten. Am nächsten Morgen sprang David wieder ins Meer
und schmierte sich dabei seine Fresse mit Öl voll. Nach einer kleinen "Dusche" am Waschbecken, trampten wir
jedenfalls wieder zurück nach Shiraz.
Yazd - die Wüstenstadt
Ein Fahrer überraschte uns, indem er, nachdem wir ausgestiegen waren, fünf Minuten später zurück kam
(wir waren nur deswegen noch da, weil wir zu Mittag aßen) und uns eine riesige Tüte eisge-kühlter Getränke überreichte.
Da kam auch schon sein Kumpel angefahren und ehe wir uns versahen, hatten die beiden uns noch drei Kilo Datteln in
die Hand gedrückt. Was wir ein Glück, wollten wir doch sowieso welche in Busher kaufen! Mit 8 Lifts und einem
eingeladenen Mittagessen schafften wir es gegen 7 wieder bis in die Stadt.
Als wir wieder beim Teppichgeschäft
waren, liessen wir uns wieder zu einer Übernachtung einladen. Dieses Mal fuhr er uns in sein Apartment, dass gerade
renoviert wurde, da es seiner Mutter nicht sehr gut ging. Da wir am nächsten Tag zügig weiter wollten, verabschiedeten
wir uns von Ihm und Till machte noch Eierbrote mit Tomaten und einer grossen Kanne Tee.
Nach einer Dusche legen wir uns hin. Das Apartment war übrigens wirklich sehr schön und man hatte einen tollen
Ausblick über einen Teil der Stadt. Am nächsten Tag wachten wir auf und sahen dem Maler bei der Arbeit zu.
Irgendwie
kamen wir erst gegen 12 los und als wir aus der Stadt raus waren, war es schon 1. Wegen der Teppiche hatten wir uns
vom Teppichhändler einen grossen Sack geben lassen, in dem wir unsere Klamotten aufbewahrten. Endlich sahen wir also
komplett herunter gekommen aus. Wie die Landstreicher strichen wir mit grossen Rucksäcken, einem Sack, dreckigen und
ausgebleichten Kleidern und mit unrasiertem Gesicht durch die Stadt. Während uns in Europa spätestens jetzt keiner
mehr mitnehmen würde, ging es im Iran einfach noch schneller! Denn die Leute sorgen sich um dich!
So schafften wir es sehr schnell, aus der Stadt zu kommen und ein echt gammeliger Pickup nahm uns 200km mit.
Der Fahrer war sehr freundlich, auch wenn es ein bis-schen witzig war, dass seine Zähne beim reden manchmal einfach
rausfielen oder zur Seite klappten und er sie wieder reinschieben musste. Als Zahnarzt kann man im Iran ganz sicher
eine Menge Kohle machen.
Nach einer Stunden Fahrt bot er Till an, sich in den hinteren Bereich des Pickups zu
legen, wo er etwas schlafen konnte. Natürlich tat Till das auch. Es war zwar etwas unbequem und er wurde manchmal
von entsetzten Lastwagenfahrern angestarrt, der Fahrtwind war aber echt nice.
Anschliessend nahm uns noch ein
unwilliger Mann 30km in eine etwas grössere Stadt mit.
Dort schlabbelten wir im bepflanzten Verkehrsdreieck
ein leckeres Brot mit Käse. Kaum waren wir mit der Hälfte fertig, kam ein Mann und spendierte uns eine Büchse
Thunfisch, welche er auch sogleich über einem Campingkocher erhitzte!
Als wir bis ans Ende der Stadt liefen,
hielt ein gut gekleideter Mann in einem teuren Auto an. Er war unglaublich besorgt um uns und wollte uns in ein
Taxi stecken als wir sagten, dass wir nach Yazd fahren wollten. Seiner Aussage nach fuhr hier keiner nach Yazd
(auch wenn das die einzige Strasse war...). Er sprach ausgezeichnet Englisch und beharrte am Ende schliesslich
darauf, uns ein grosses Geldbündel in die Hand zu drücken. Bis wir ihn überzeugt batten, uns kein Geld zu geben,
waren einige Minuten vergangen. Schliesslich konnten wir ihn loswerden! Wir gingen ein paar hundert Meter weiter
und fingen an, zu trampen. Nach 10 langen Minuten (es gab kaum Verkehr) hielt ein Mann an, der uns bedeutete
einzusteigen und gerade am Handy sprach. Kaum, dass wir unsere Rucksäcke einpacken wollten, hielt zwei Meter
hinter uns ein weiterer Wagen.
Der Mann von eben stieg aus und zückte in bedrohlicher Manier einen grossen Haufen Geldscheine.
Mit fest entschlossener Miene, sie uns zu geben, schritt er in unsere Richtung. Wir bekamen grosse Panik
und versuchten zu fliegen, aber es war zu spät: Der Mann laberte unseren Fahrer richtig voll, dem es
augenscheinlich ziemlich am Arsch vorbeiging. Nachdem wir uns seinem Geldgeschenk abermals widersetzen konnten,
fuhren wir endlich los.
Wir führen durch eine endlose Wüste. Als wir aus der Stadt raus waren, gab es nichts mehr zu sehen. Bis
zum Horizont er-streckte sich das Nichts der Wüste zu allen Seiten. Nach einer knappen Stunde kamen wir in einer
Wüstenstadt an, in der es so windig war dass wir beiden unseren Kappen nachjagen mussten! Schliesslich fanden wir
einen Mann um die 50, der uns bis Yazd fuhr und an einem Park direkt vor der Stadt raus ließ.
Der Park war
echt richtig gross und auch nicht sonderlich dicht besiedelt und so schlugen wir ganz schnell unser Zelt an einer
schönen, grasigen Ecke auf. Da es bereits gegen 11 war schlummerten wir in Weltmeisterlich schneller Manier ein.
Am nächsten Tag drehten wir an den Fitnessanlagen des komplett ver-lassenen Parks eine Anleitung zum Bodybuilding im
Iran.
Hallo FreundInnen #7: Trimm dich
Anschliessend stellten wir uns an die Strasse und trampten in die Stadt. Dort gingen wir Punkt 12 in
einen Falafel Laden in dem wir drei Stunden versauerten.
Die Falafel waren zu lecker und billig und der Laden sehr schön. So gingen wir erst nach der höchsten
Mittagshitze aus dem Laden raus, der von einer freundlichen irakischen Sippschaft geführt wurde. Wir befanden uns
in der old town, in der, ähnlich wie bei den Tuareg in Marokko, alle Häuser noch mit Kuhscheisse und Lehm gebaut
wurde. So streiften wir durch die Gassen, die sehr atmosphärisch und eng durch die Altstadt verliefen. Wir konnten
auch einige Moscheen und viele Windtürme bewundern, die sich überall befanden. Schnell waren wir uns einig: Yazd
ist die architektonisch sehenswürdigste Stadt im Iran.
Gegen Abend setzten wir uns in einen kleinen Park in der Mitte der Stadt und mampften eine Melone.
Kaum dass wir fertig waren, kam ein europäisch aus-sehender Mann mit einem grossen Hund auf uns zu und fragt,
woher wir wohl stammen. Wie es schien, hatten wir dasselbe Heimatland, auch wenn er aus Sachsen kam. Jedenfalls
wurde der Hund erstmal ordentlich geknuddelt und wir tauschten uns mit dem mus-kulösen Udo, 42, ein bisschen aus.
Er war seit 6 Monaten mit seinem Auto unterwegs, dass sich doch tatsächlich als ein ausgedientes
Feuerwehrauto heraus-stellte, welches er zu einem Wohnmobil umgebaut hatte. Er kam von Spanien aus über die selbe
Route wie wir - ausser dass er von der Türkei direkt in den Iran gekommen war. Wir verstauten unseren Krempel
in seinem Wohnwagen und gingen zurück, um Abends Falafel zu essen. Er bezahlte und wir schlenderten zurück.
Wir redeten noch ein Weilchen über Reiserfahrungen und bauten dann abends unser Zelt auf.
Am nächsten Tag
verabschiedeten wir uns von Udo und Buba und machten uns gegen 9 auf, wieder nach Teheran zu kommen. Es war
ja schon der 5. und Till flog am 8.
Die letzten gemeinsamen Kilometer - oder das Ende einer Ära
Wir trampten ein Stück bis an den Stadtrand, bis wir von einem Iraner mit-genommen wurden, der sich
sozusagen in uns verliebte. Da David vorne saß, musste er immer mit seiner Frau am Handy reden, die uns
überreden wollte, bei Ihnen zu übernachten.
Na ca 50km liess er uns dann endlich raus. Leider liefen
wir dort einigen Polizisten in die Arme, die uns erstmal ein bisschen ausfragten, was wir wohl so machten.
So ein Mist! Das waren doch unsere letzten Trampkilometer! Glücklicherweise löste sich alles in Wohlgefallen
auf, als ein sehr freundlicher Polizist sich mal wieder dazu bereit erklärte, uns die Autos zu stoppen.
Und nach nur wenigen Minuten stoppte er ein Auto.
Und was für eines! Preiset den Herren! Eine der
fettesten iranischen Karren nahm uns mit, drinnen zwei Typen, die uns nicht die ganze Zeit nervten und ein
Gepäckraum, in den all unser Krempel passte. Und die beiden fuhren bis nach Teheran!
Da wir es uns mit
den beiden nicht verscherzen wollte, stellten wir uns auf iranisch mit unseren richtigen Namen vor. Esmam
Till ast! David ast! Davor hatten wir uns aus Spaß meistens als 'Gammler' und 'Schnorrer' vorgestellt. :D
jedenfalls lief die Klimaanlage auf Hochtouren und wir redeten ein bisschen. Die beiden waren wohl
Pferdesportler und sie fuhren die ganze Zeit mit 140 durch.
Eine Seltenheit im Iran! Ausserdem luden sie uns standardmäßig noch zu einem Essen im Restaurant
unterwegs ein. Nach nur 5 Stunden waren wir in Teheran und um halb sieben standen wir schon vor dem Khayyem
Haus. Wir klingelten und - welch Zufall - genau die Leute, die wir noch kan-nten - Farbot, Pouria und Noah
waren da.
Till ging mit Pouria noch ein bisschen in der Stadt bummeln und dieses Mal schnappten wir uns
Abends beide ein Bett im Hinterzimmer. Wohl geruht standen wir am nächsten Morgen auf und begannen den Tag
mit einer Honigmelone, die uns von den Fahrern am Vortag geschenkt wurde, die uns bis zur Metro Station
gefahren hatten.